Am 25. Januar wird in Schottland Robert Burns Nacht gefeiert. Es gibt Gedichte, Whisky und sogar eine poetische Ansprache an eine Wurst. Wer war also Robert Burns – der Mann, dem Schottland dieses Spektakel zu verdanken hat?
Ohne Zweifel gehört der schottische Dichter zu den berühmtesten Persönlichkeiten der Insel. Robert Burns verkörpert wie kein Anderer die Liebe zu allem, was Besucher an Schottland fasziniert: atemberaubende Natur, ausgelassene Geselligkeit und hochprozentige Genussgetränke, Sinn für Humor, einen freiheitsliebenden Geist und nicht zuletzt glühende Verehrung für seine (weiblichen) Bewohner. All das behandelt Burns in seinen weltbekannten Texten, die über die Jahre nichts von ihrem Zauber verloren haben. „Auld lang syne“, (zu deutsch „Nehmt Abschied Brüder“) wird immer noch zum Jahresende in Schottland gesungen. Sogar Bob Dylan nennt Burns „Red, red rose“ als seinen wichtigsten Einfluss.
Alldem zum Trotz begann Burns Leben in überraschend bescheidenen Verhältnissen..
Das wilde Leben des Robert Burns
Die frühen Jahre auf dem Land
Robert Burns wurde am 25. Januar 1759 in Alloway, unweit des West Highland Way, als Sohn eines Bauern geboren. Sein Vater legte großen Wert darauf, dass seine Kinder zusätzlich zu der Arbeit auf dem Hof eine gute Bildung genossen. Roberts schriftstellerisches Talent zeigte sich zum ersten Mal im Alter von 15 Jahren, als er, wie so oft daraufhin, durch die Begegnung mit einer Frau inspiriert wurde. Es entstand das Liebesgedicht „Handsome Nell“ (die schöne Nell).
Whisky, Weib und Gesang
In den folgenden Jahren arbeitete Robert Burns hart an seinem Ruf als Freidenker, Poet, Genießer und Schürzenjäger. Kurzum: er war der unidealste Schwiegersohn, den man sich denken kann. Er zeugte mehrere uneheliche Kinder und die Eltern seiner großen Liebe, Jean Armour, stimmten einer Heirat erst nicht zu. Seinen Lebensunterhalt musste er sich durch harte Arbeit auf dem Land verdienen und er war ständig in Geldsorgen. Trotzdem fand er Zeit zu schreiben und verfasste einige berühmte Werke wie „To A Mouse“, die seine große Sensibilität und einen philosophischen Geist erkennen lassen.
Scots – die Sprache des „Barden von Caledonia“
Die Mehrzahl seiner Gedichte ist in Scots geschrieben. Es gibt bis heute viel Debatten darum, ob es sich dabei um eine eigene Sprache oder einen Dialekt handelt. Das Zentrum für Schottische Sprachen fördert die schottische Sprachkultur und argumentiert Scots und Englisch wären so verwandt wie Deutsch und Holländisch: verständlich, aber eigenständig.
Die Entscheidung in Scots zu schreiben drückt Burns Stolz und seine Heimatverbundenheit aus. Die Schotten haben das Kompliment erwidert und ihn bis heute zu ihrem wichtigsten Nationaldichter gewählt. Sie sprechen seinen Namen übrigens beinahe „Rabbie Bans“ aus.
Mein Herz ist im Hochland
Das Gedicht „Mein Herz ist im Hochland“ inspiriert von großer Liebe zur Natur versetzt den Leser in die wilden Weiten Schottlands. Beim Abschied beteuert der Erzähler, dass die Herzensverbindung zu diesem Ort immer bestehen bleibt:
„Die Irrfahrt des Leben wohin sie mich trieb
Stets blieben die Berge des Hochlands mir lieb.
Mein Herz ist im Hochland. Mein Herz ist nicht hier.
Mein Herz ist im Hochland und jaget das Tier.
Und jaget das Wildtier und folget dem Reh,-
Mein Herz ist im Hochland wohin ich auch geh!“
Erfolg und Ruhm: die Zeit in Edinburgh
Geldsorgen begleiteten Robert Burns sein Leben lang. Einst trieb ihn die Verzweiflung fast an Bord eines Schiffes in die Karibik und damit ins wirtschaftliche Exil. Doch bevor es so weit kam, folgte er einer anderen wahnwitzigen Eingebung: warum nicht versuchen aus seiner Poesie Kapital zu schlagen? Gesagt getan. Burns machte sich also zum ersten Mal in seinem Leben auf nach Edinburgh und wurde dort prompt zu einem gefeierten Star. Er fand nicht nur einen Verleger und die Bewunderung wichtiger Kritiker, sondern auch wohlhabende und einflussreiche Freunde. Seine erste Gedichtsammlung „Poems – chiefly in the Scottish dialect“ wurde zu einem großen Erfolg.
Der rustikale Poet
Im urbanen und intellektuellen Zentrum, das Edinburgh damals schon war, muss Burns etwas erfrischend Rustikales ausgestrahlt haben. Nicht nur behandelten seine Gedichte oft das Leben auf dem Land, Burns war auch bekannt dafür statt in Seidenstrümpfen überall mit Arbeits-Stiefeln aufzutauchen. In der Stadt trat er zudem einer Freimaurer Loge bei. Seine egalitären Ansichten und sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit und Freiheit hatten schon vorher in seinem Werk immer wieder Ausdruck gefunden.
Doch wenn sein Ruhm auch wuchs, lange währte der Geldsegen nicht. Nach dem Verkauf der Rechte an seinen Texten war Burns bald so arm wie zuvor und kehrte zu seiner Familie zurück.
Die letzten Jahre in Dumfries
Die letzten Jahre seines Lebens verdingte sich Burns als Beamter der britischen Verwaltung. Die französische Revolution brach aus und Burns eckte immer wieder durch seine Sympathien für Freiheit und Brüderlichkeit an und vollführte einen ständigen Balance Akt zwischen seinen wirtschaftlichen Bedürfnissen und seinen Idealen. Im künstlerischen Bereich widmete er sich vor allem der Musik: dem Dokumentieren von Volksliedgut und dem Verfassen von Liedtexten.
Im Alter von nur 37 Jahren erkrankte er und verstarb 1796 bettelarm. Er hinterließ der Welt 600 Gedichte und Lieder und bis heute ist seine Bedeutung und Popularität immens. Fünf Jahre nach seinem Tod feierten Freunde das erste Burns Supper, um an ihren Freund zu erinnern und etablierten damit einen festen Bestandteil schottischer Kultur.
Wie feiert man Burns Supper?
Ein Burns Supper ist ein wahres Spektakel und nicht nur, weil Whisky dabei eine Rolle spielt. Die Verbindung von Tradition, Kultur und Genuss machen ein Burns Dinner zu einem besonderen Erlebnis und verbinden Menschen mit dem sprühenden Geist des Dichters und den Köstlichkeiten der schottischen Küche. Das schottische Touristenbüro hat fantastische Tipps, wie Sie Ihr eigenes Burns Supper veranstalten können. Im Wesentlichen besteht dieser Abend allerdings aus den folgenden Elementen:
#1 – Dank
Wenn sich alle Teilnehmer versammelt haben, wird das Selkirk Grace, Burns Dankgebet, gesprochen.
#2 – Ansprache an eine Wurst
Man schreitet zum Essen. Es gibt regionale schottische Gerichte, wie „Neeps and tatties“ (Rüben und Kartoffeln) und vor allem Haggis. Diese wurstähnliche Speise wird vor dem Verzehr durch Burns humorvolles Gedicht Adress to a Haggis gepriesen und mit theatraler Geste aufgeschlitzt. Für Vegetarier findet sich hier ein alternatives, fleischfreies Rezept.
#3 – Anstoßen und Gedichte
Es folgen Reden, das ein oder andere Gläschen Whisky (plus entsprechendem lyrischen Toast) und Gedichte von Robert Burns. Diese Elemente wechseln Sie beliebig oft hintereinander. Der Barde hat ja eine beachtliche Menge an Texten hinterlassen..
#4 – Auld Lang Syne
Zum Ende der Nacht verabschieden sich alle, natürlich, mit Auld Lang Syne.
Auf den Spuren von Robert Burns
Neben dem Genuss von Robert Burns Poesie und dem Feiern einer Burns Nacht kann, wer mag, auch wörtlich auf seinen Spuren wandeln. Nicht nur ist es möglich seine Wohn- und Schaffensorte zu besichtigen, die Stationen seines Lebens verbinden auch die spektakulärsten Wanderrouten der Insel. Auf dem West Highland Way oder dem Hadrians Wall Pfad kann man nachempfinden, was seine Poesie inspirierte.