Wandern wird immer beliebter und Gründe für einen ausgedehnten Gang in der Natur gibt es mehr als genug. Doch was soll man beim Wandern für Anfänger wissen und beachten?
Laut des Forschungsberichts des deutschen Ministerium für Umwelt und Technologie wandern 30% der Deutschen mindestens ein Mal pro Monat. Davon geht die Hälfte sogar mehrmals pro Monat wandern. Wenn Sie auch dazu gehören möchten haben wir für Sie 10 unverzichtbare Tipps für Neulinge in der Wanderwelt.
1. Die richtige Route
Die Wahl der passenden Wanderung ist essentiell. Während ein Spaziergang über die Felder hinterm Haus sicherlich kaum Planung bedarf, sieht die Sache bei mehrstündigen Aufenthalten in der Natur schon anders aus.
Treffen Sie Ihre Entscheidung für die richtige Route anhand folgender Kriterien:
- persönliches Fitnesslevel aller (!) Beteiligten
- verfügbares Tageslicht
- Wetterlage
Beim Wandern für Anfänger gilt: beginnen Sie lieber mit kürzeren Strecken auf ausgeschilderten Wanderwegen. Picknicks, Foto-Stops und Pausen für Kinder oder untrainierte Mitwanderer dauern immer länger als gedacht. Die Angaben auf Schildern und Info-Tafeln geben meist nur die reine Laufzeit an und rechnen alle nötigen Pausen nicht mit.
In den Winter und Herbstmonaten wird es außerdem bereits am Nachmittag dunkel, besonders wenn der Himmel bedeckt ist. Planen Sie immer einen Zeitpuffer ein.
Checken Sie den Wetterbericht am Vortag und am morgen zuvor, dann ist er am zuverlässigsten. Packen Sie Ihren Rucksack entsprechend. Oft findet sich im Umkreis verschiedenes Mikro-Klima, so dass Sie schlechtes Wetter oft vermeiden können.
2. Realistische Selbsteinschätzung
Steigern Sie Schwierigkeitsgrad und Länge Ihrer Wanderungen entsprechend Ihres Fitness-Levels und Ihrer Outdoor-Erfahrung. Generell können Sie sich an folgende Einschätzung halten: Anfänger legen pro Stunde maximal 4 Kilometer auf relativ ebenem Untergrund zurück.
Auf bergigen Wanderungen mit steilem An-und Abstieg rechnen Sie vorsichtshalber mit maximal 2 Kilometern pro Stunde. Im Anstieg werden 3oo Höhenmeter pro Stunde veranschlagt und 500m im Abstieg.
Wenn Sie also beispielsweise nach gemütlichem Frühstück und einer Stunde Anfahrt um 11 Uhr am Startpunkt ankommen, brauchen Sie für eine Route von 12 Kilometern auf gemischtem Gelände mindestens vier Stunden Gehzeit. Dazu kommen ohne Weiteres zwei Stunden Pause um die Karte zu überprüfen, Fotos zu machen, Brote zu essen etc. Rechnen Sie also nicht damit vor 18 Uhr wieder zuhause zu sein. Im Zweifelsfall wählen Sie lieber eine kürzere Route.
3. Wasser!
Das wichtigste Gut im Wanderrucksack ist Wasser. Gerade an heißen Tagen ist es essentiell ausreichend Wasser zu trinken um Schwindelanfälle und Kreislaufkollaps zu vermeiden. So bleibt der Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen, wenn dem Körper durch Schwitzen Wasser entzogen wird.
Die nötige Wassermenge hängt von der Länge der Wanderung und der Wetterlage ab. Rechnen Sie vorsichtshalber mit 2-3 Litern pro Person. Um überflüssiges Gewicht zu vermeiden, schauen Sie auf einer Wanderkarte nach, ob es Wasserquellen wie kleine Bäche gibt. Mit einem Wasserfilter, wie zum Beispiel dem ausgezeichneten Sawyer Mini, können Sie Ihre Flasche unterwegs wieder auffüllen und sparen so Gewicht.
4. Schuhe & Füße
Schuhe sind für Wanderer so wichtig, wie Surfbretter für Surfer. Sie sind der essentiellste Teil Ihrer Outdoorausrüstung. Wählen Sie mit Bedacht, was für Schuhe Sie für welchen Untergrund benötigen und pflegen Sie Ihre Füße. Auf schwierigem, bergigen Terrain sind Knöchel umschließende Wanderstiefel mit gutem Profil unverzichtbar. Auf langen, ebenen Asphaltstrecken sind Sie oft mit leichteren Laufschuhen gut beraten.
In jedem Fall muss Ihr Schuhwerk gut passen. Um Reibung zu verhindern empfiehlt es sich auch, Zehen und Ferse mit Vaseline, Hirschtalg oder ähnlichem einzureiben und gute Wandersocken zu tragen. Ziehen Sie während der Pausen Ihre Schuhe aus, um die Füße trocknen und kühlen zu lassen. Eine Blase sollten Sie bei den ersten Anzeichen mit Blasenpflaster abkleben.
5. Zwiebelprinzip
Kleiden Sie sich für Wanderungen nach dem Zwiebelprinzip: mit vielen Schichten. Auf einer mehrstündigen Wanderung sind Sie verschiedenen Bedingungen ausgesetzt. Zu Anfang wärmt der Körper sich auf, dann schaut vielleicht mal die Sonne raus und auf dem Gipfel pfeift der Wind. Um das auszugleichen, sind verschiedene Lagen Kleidung das beste. Reißverschlüsse lassen sich zum belüften kurz öffnen und Westen wärmen gezielt den Oberkörper.
Spezieller Tipp: die unterste Schicht (genannt Base-layer) ist die wichtigste. Entscheidend ist hier das Material. Vermeiden Sie Baumwolle, die kühlt den Körper aus, besser sind Merinowolle oder Sportmaterialien.
6. Orientierung
Es gibt viele Möglichkeiten, sich mit dem Gebiet und der Wanderroute vertraut zu machen. Wanderkarten geben über die Höhenmeter, die Art der Landschaft (z.B. Wald, Moor), Ortsnamen und sehenswerte Naturdenkmäler Auskunft. Auch mit Google Maps oder GPS kann man sich einen Überblick über die Wanderstrecke verschaffen. In Wanderführern finden Sie Informationen zur Geschichte und Flora und Fauna auf bestimmten Wanderstrecke.
Natürlich folgen viele Wanderanfänger*innen zunächst Wegmarkierungen oder vertrauen auf die Ortskenntnis der Mitwanderer. Doch zu wissen, wo man gerade ist, kann in den verschiedensten Situationen unschätzbare Vorteile bieten. Es kann Ihnen zum Beispiel helfen, die verbleibende Strecke abzuschätzen, Unterschlüpfe und Wasserstellen zu finden, oder den Weg zurück zu finden. All dies ist besonders nützlich, wenn die Dunkelheit einbricht, oder ein Unwetter aufkommt.
Hier finden Sie eine Anleitung zum Karten lesen.
7. Der Wetterbericht
Informieren Sie sich über die Wetterlage und passen Sie Ihre Pläne eventuell an. Während Wandern im Regen eine wunderschöne Erfahrung sein kann, sollten Sie es unbedingt vermeiden bei Gewitter zu wandern, vor allem in Höhenzügen. Auch Nebel hat seine Tücken. Er raubt die Sicht und lässt Wanderer vom Wege abkommen. Doch all diese Wetterphänomene gehören zur Natur und können eine besondere Erfahrung sein.
An einem regnerischen Tag, bietet sich eine Wanderung im Wald an, wenn es dort geheimnisvoll und still ist und das Blätterdach Schutz bietet.
8. In Sichtweite bleiben
Wenn Sie in der Gruppe unterwegs sind, sollten Sie versuchen in Sichtweite zu bleiben, gerade beim Wandern für Anfänger. Natürlich möchte jeder in seinem eigenen Tempo wandern und mal mehr oder weniger plauschen, doch in der Natur verliert man sich schneller als gedacht. Eine Abzweigung mit einer versteckten Wegmarkierung oder eine Reihe von Hügeln können Gruppen schnell auseinander bringen. Dann muss man Zeit verwenden, um sich wiederzufinden. Und falls jemand sich verletzt, sorgt die Nähe der anderen gleich für mehr Hilfe und Zuversicht, wohingegen ihre Abwesenheit das Gegenteil bewirkt.
9. Die Natur respektieren
Das moderne Leben lässt Menschen zu oft vergessen, dass sie Teil der Natur sind. Und dennoch ist es wichtig, ein Bewusstsein dafür zu haben, dass wir in gewissen Gegenden zu Gast sind. Wildnisgebiete sind kein Outdoor-Fitness-Studio, wo Menschen sich nach Herzenslust vor gigantischer Kulisse austoben können, sie sind der schwindende Lebensraum verschiedenster Tieren und Pflanzen.
Um Sie zu respektieren und zu erhalten, haben Wander*innen im englischsprachigen Raum die leave no trace Prinzipien zusammengestellt. Insgesamt geht es darum, die Natur durch die Anwesenheit von Menschen nicht zu beeinflussen oder zu belasten. Sei es dadurch Müll mitzunehmen, Lärm zu vermeiden, Hunde anzuleinen, Gewässer zu schützen oder keine Pflanzen und Tiere zu berühren. Diese gesteigerte Achtsamkeit ist auch gut für den Menschen. Sie sorgt für ein intensiveres Erleben der Natur.
10. Notfallkontakt
Stellen Sie auf längeren Wanderungen sicher, dass mindestens eine Person über Ihre Pläne informiert ist und Sie zu einer bestimmten Uhrzeit zurückerwartet. Auch wenn der Handy Empfang in der Natur nicht immer gut ist lohnt es sich dennoch, ein Mobiltelefon mit aufgeladenem Akku dabei zuhaben. Unter 112 oder 911 erreichen Sie auch im Ausland Hilfe.