Nicht nur Menschen machen Wanderungen, sondern auch Vögel, Fische, Säugetiere und Insekten legen auf ihren Tierwanderungen unfassbar weite Strecken zurück. Ob sie sich schwimmend, fliegend oder laufend fortbewegen, sie beweisen, dass Mobilität nicht nur für Menschen von großer Wichtigkeit ist.
Obwohl man im deutschen von Tierwanderungen spricht, handeltes sich bei diesen Reisen natürlich streng genommen eher um Migration als um Wanderungen. Das liegt daran, dass Wandern als Bewegung zum Selbstzweck, um des Erlebens willen, definiert ist.
Bei den Wanderungen der Tiere jedoch, geht es um nichts Geringeres als das Überleben der Spezies. Futtersuche, gute Bedingungen zur Aufzucht von Jungen, Überwintern oder das Auffinden von Orten zur Paarung sind alles mögliche Gründe, einen Ort zu verlassen.
Hillwalk Tours stellt Ihnen hier die erstaunlichsten Wanderstrecken der Tiere rund um den Planeten vor.
1. Das Gnu
Länge der Wanderung: 3.000 km
Jedes Jahr ereignet sich in der Serengeti ein faszinierendes Schauspiel: 1,2 Millionen Gnus und tausende von Zebras und Antilopen machen sich Mitte September auf den Weg Richtung Süden und überqueren dabei den Mara-Fluss, wenn die Savanne abgegrast ist. In ihrer neuen Heimat bringen die Tiere dann ihre Jungen zur Welt.
Die Tierwanderung dient dem ökologischen Gleichgewicht und so dem Erhalt der Serengeti. Wenn Gnus, Antilopen und Zebras dem Regen folgen, kann sich im Norden das Gras erholen und so erwartet sie auf ihrer Rückkehr erneut Futter. Zudem pflegen sie die Wiesen Boden in dem sie abgrasen und nebenher den Boden düngen.
2. Das Walross
Länge der Wanderung: 3.000 km
Das pazifische Walross durchquert im Sommer von Süden nach Norden die Beringstraße. Die Meerenge zwischen dem amerikanischen und asiatischen Kontinent verbindet Pazifik und Atlantik und das Walross durchquert sie, um in seinerm bevorzugten Klima auf Nahrungssuche zu gehen.
Manchmal lassen sich Walrösser auch auf Eisschollen treiben, anstatt selbst zu schwimmen. Es wird auch berichtet, dass das Abschmelzen des Polar-Eis den Lebensraum des Walross vernichtet. Eis befindet sich nur noch höher im Norden, dort ist das Wasser aber zu tief für die Tauchgänge des Walross.
3. Der Monarchfalter
Länge der Wanderung: rund 3.200km
Dem Monarchfalter ist es im Winter in den USA und Kanada zu kalt. Darum fliegt der Wanderfalter ins sonnige Mexiko, um in der Sierra Nevada zu überwintern. Seine Ankunft im November zum Tag der Toten wird im mexikanischen Volksglauben mit den Seelen der Verstorbenen in Verbindung gebracht.
3. Der Europäische Fluss-Aal
Länge der Wanderung: rund 5.000km
Der europäische Fluss-Aal hat einen erstaunlichen Lebenswandel. Seine Jugend verbringt er unter anderem in den Seen Irlands,bis er groß und stark genug ist, um weite Teile des Atlantiks zu durchschwimmen und das Meeresgebiet der Sargasso-See erreicht. Dort legen die Weibchen Eier.
Nachdem aus ihnen die durchsichtigen jungen Aale schlüpfen, schwimmen sie auf dem Golfstrom, der ihnen ordentlich Anschub gibt, zurück nach Europa. Dort sammeln sie Kraft, bis sie die Rückreise antreten und dieses Mal gegen den Strom schwimmend in der Sargasso-See ankommen.
4. Das Karibu
Länge der Wanderung: 6.000 km
Das Karibu kann stolz von sich behaupten, die längsten Tierwanderungen unter den Landsäugetier zu machen. Auf ihrer weiten Reise in den Nordwald der arktischen Tundra trotzen sie verschiedenen Gefahren, darunter reissende Flüsse und Raubtiere.
Doch auch Highways müssen die amerikanischen Verwandten der Rentiere überqueren und legen so manchmal den Verkehr lahm. Sehr zur Freude der Autofahrer, die so Zeuge eines beeindruckenden Anblicks werden, wenn hunderte oder tausende von Karibus ihren Weg kreuzen.
5. Der Grauwal
Länge der Wanderung: 20.000 km
Grauwale legen die weitesten Tierwanderungen unter Säugetieren zurück: vom Nordpolarmeer nach Mexiko und zurück. In den warmen Gewässern vor der Küste Mexikos ziehen Grauwale ihre Grauwal-Kälbchen auf.
Dort lernen sie schwimmen, werden von ihren Müttern gesäugt und so auf eine große Reise vorbereitet. Nach drei Monaten geht es zurück in den Norden, wo Krebstierchen auf die ausgehungerte Walmutter warten: sie hat während der Aufzucht kaum gegessen und freut sich auf die Delikatessen in der Beringsee.
6. Die Lederschildkröte
Länge der Wanderung: 20.558 km
Die Lederschildkröte ist mit 2.5 Metern die größte aller Schildkröten und ihr Wanderverhalten gibt der Forschung weiterhin Rätsel auf. Forscher statteten sie mit Sendern aus und entdeckten so, dass es drei verschiedene Routen gibt, auf denen sich die Schildkröten durch den Atlantik bewegen.
Dabei durchqueren sie Fischereigebiete und werden so oft Opfer von Stellnetzen und Langleinenfang.
Während die Männchen das Wasser nie verlassen, gehen die Weibchen an den Strand, um Eier abzulegen.
7. Die Küstenseeschwalbe
Länge der Wanderung: 30.000 km
Die Küstenseeschwalbe lebt abwechselnd an Nord- und Südpol und zwar dann, wenn dort die Sonne nicht unter geht. Bei Anbruch der monatelangen Nacht, macht sie sich auf zum anderen Pol und fliegt so ein Mal von oben nach unten entlang der gesamten Erde. Weltrekord unter den Tierwanderungen, und das tut sie in ihrer durchschnittlichen Lebensdauer von zehn Jahren jedes Jahr.
So verbringt sie ihr Leben in einem ewigen Sommer.
Tiere und Menschen auf Wanderungen
Die atemberaubenden Strecken, die Tiere zurücklegen, machen klar, wie sehr unser Planet auch ihr Lebensraum ist und wie sehr wir Verhaltensmuster wie Migration und Fortbewegung teilen.
Viele Wanderungen haben auch gemeinsam stattgefunden: so waren unzählige Tiere wie Lamas, Kamele, Esel, Elefanten und Pferde daran beteiligt, Lasten oder Menschen selbst zu transportieren und so abgelegene Regionen zu erschließen. Hunde haben oft dabei geholfen unwegsames Gelände zu erkunden, Schutz und Gesellschaft zu bieten oder sogar bei der Orientierung zu helfen.