Wie liest man Karten?
„Und wie lese ich jetzt diese Wanderkarte?“, murmelte mein Mitwanderer vor sich hin, und starrte verloren auf die Karte, die er vor sich drehte und wendete. Wir waren noch nicht weit auf unserer Wanderung in The Burren (irischer Nationalpark) gekommen. Genauer gesagt waren wir gerade erst aus dem Auto gestiegen. Seine offensichtlich unausgereiften Fähigkeiten im Karten Lesen erfüllten mich nicht unbedingt mit Optimismus was unsere Wanderung anging. Vor allem nicht, weil wir an diesem Tag viel querfeldein gehen wollten.
Letztendlich verliefen wir uns gar nicht so sehr. Doch dieses Erlebnis inspirierte mich eine kleine Anleitung darüber zu schreiben, was WanderInnen über das Karten lesen wissen sollten und wie sie für Wanderungen genutzt erden.
1. Schritt – Die richtige Karte wählen
2. Schritt – Verstehen der Funktion der Karte
3. Schritt – Die Karte richtig benutzen
1. Schritt – Die richtige Karte wählen
Es gibt ganz verschiedene Arten von Karten. Stellen Sie sicher, dass Sie die richtige Karte für den richtigen Zweck benutzen. So wird Ihnen beispielsweise eine Karte mit Sehenswürdigkeiten nicht viel nützen, wenn Sie in den abgeschiedenen Gegenden auf dem West Highland Way unterwegs sind.
Hier finden Sie eine Auswahl an verschiedenen Karten und wofür man sie gebrauchen kann.
- Topographische Karte
- Für WanderInnen ist das Karten lesen eine der wichtigsten Fähigkeiten. Die wichtigsten Karten beim Wandern sind topographische Karten, die detaillierte Informationen über das jeweilige Gelände, Straßen, Sehenswertes, verschiedene Orte und die Entfernungen zwischen ihnen abbilden.
- Straßenkarten
- Straßenkarten sind großartige Begleiter auf einem Road Trip. Sie sind vor allem dann unverzichtbar, wenn Sie ohne Navi unterwegs sind. Allerdings brauchen Sie dann wahrscheinlich auch einen Beifahrer, der Ihnen mit Hilfe der Karte den Weg weist.
- Stadtplan für Touristen
- Wenn Sie einen Ausflug in eine große Stadt machen, ist es ungemein praktisch sich mit einem Stadtplan für Touristen auszurüsten. Diese Karte zeigt Ihnen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und interessanten Orte innerhalb der City. Oft liegen sie in der Touristen Information oder in Hotels und Hostels kostenfrei aus.
- Wählen Sie den richtigen Maßstab
- 1:50,000
- Der geeignetste Maßstab richtet sich immer danach, was Sie vor haben. Wir konzentrieren uns auf topographische Karten, da bei ihnen der Maßstab am wichtigsten ist. Wanderkarten benutzen oft einen Maßstab von 1:50,000. Das bedeutet ein Zentimeter auf der Karte entspricht in Wirklichkeit 50,000 Zentimetern (oder 500 Metern).
- Karten sind mit einem Gitternetz, dem sog. Bezugsgitter hinterlegt. Jedes Kästchen (oder Planquadrat) des Bezugsgitters misst zwei Zentimeter. So entspricht jedes Kästchen auf der Karte einem Kilometer in der Realität. Diese Unterteilung ist sehr nützlich, um auf einen Blick Entfernungen abschätzen zu können.
- 1:25,000
- Detailgetreuere Karten verwenden einen Maßstab von 1:25,000 (1 Zentimeter = 250 Meter). Jedes Kästchen repräsentiert so in Wahrheit 500 Meter.
- Diese detaillierteren Karten zeigen auch Bäume, Felsen und andere Komponenten der Landschaft.
- 1:50,000
2. Schritt – Verstehen der Funktion der Karte
Die verschiedenen Elemente einer Karte zu kennen und ihre Funktion zu verstehen ist wichtig, wenn Sie Ihre Fähigkeiten im Karten lesen verbessern wollen. Aufgelistet finden Sie Erklärungen zu den grundlegenden Bestandteilen einer Karte.
- Legende
- Die Legende zeigt alle verschiedenen Elemente und Markierungen einer Karte an und erklärt sie.
- Titel
- Der Titel einer Karte bezieht sich auf das Gebiet, das die Karte abbildet.
- Bezugsgitter
- Karten sind in ein Bezugsgitter aus Kästchen unterteilt. Die ersten zwei Ziffern (oder drei, je nach Genauigkeit) bezeichnen den Wert auf der x-Achse und die letzten zwei (oder wiederum drei) Ziffern bezeichnen den y-Wert. Jeder Bezugspunkt beginnt mit dem Buchstaben, der der Karte zugeordnet ist.
- Der Nordpfeil
- Dieser Pfeil zeigt an, in welcher Richtung auf der Karte Norden ist.
- Maßstab
- Der Maßstab gibt die Größenverhältnisse im Bezug zur Wirklichkeit an, z.B. 1:25,000 oder 1:50,000.
3. Schritt – Die Karte richtig benutzen
1. Richten Sie die Karte nach Norden aus
Um die Karte nach Norden auszurichten, legen Sie den Kompass flach auf die Karte und drehen Sie sich so lange, bis die Kompassnadel nach Norden zeigt. Ganz einfach.
2. Finden Sie Ihren Standpunkt auf der Karte
Ihre Umgebung in Bezug zur Karte zu setzen, ist das allerwichtigste, wenn Sie versuchen Ihren Standpunkt auf der Karte zu bestimmen. Oft weiß man am Beginn einer Wanderung nicht, welches die genaue Planquadratangabe (das Kästchen auf dem Gitternetz) ist, die Ihrem Standort entspricht. Deswegen ist es eine gute Idee Ihre Wanderung an einem leicht identifizierbaren Ort zu beginnen.
Wenn Sie auf Ihrem Weg zum Startpunkt einer Wanderung durch eine Stadt oder ein Dorf gefahren sind, dann suchen Sie es auf der Karte und versuchen Sie von dort aus Ihren Weg zurückzuverfolgen.
Bezugspunkte können Berge, Flüsse, Mauern, Gebirgsausläufer, Straßen usw. sein. Wenn Sie drei Elemente in Ihrer Umgebung klar erkennen können und auf der Karte wiederfinden, können Sie sicher sein, dass Sie Ihren Standpunkt bestimmt haben.
3. Höhenlinien lesen
Die Höhenlinien sind die oft schwarzen oder roten Linien, die auf der ganzen Karte wellenförmig verlaufen.
Jede Höhenlinie auf einer Karte im Maßstab 1:50,000 steht für einen Anstieg von zehn Metern über dem Meeresspiegel. Jede fünfte Linie ist ein wenig dicker gedruckt und macht es so leichter die Höhenlinien auseinander zu halten und abzuzählen, wenn Sie z.B. Ihren Anstieg bestimmen wollen und viele Linien auf ein Mal überblicken.
Je dichter die Linien aneinander stehen, desto steiler ist der Anstieg. Sie können Höhenlinien also nutzen, um Ihre Strecke so zu planen, dass sie entlang seichterer Hänge verläuft und Ihnen so unnötige Anstrengung erspart.
4. Merkmale in Ihrer Umgebung bestimmen
- Gebirgsausläufer
- Ein Gebirgsausläufer ist ein Landschaftselement, das dadurch gekennzeichnet ist, dass es an drei Seiten nach schräg unten abfällt und an einer Seite ansteigt. Auf einer Karte sieht das folgendermaßen aus:
-
- Die Höhenlinien weisen vom Gipfel weg und zeigen somit einen Gebirgsausläufer an.
- Einkerbung
- Eine Einkerbung ist eine Art Senkung an der Seite eines Berges. Man erkennt sie daran, dass die Höhenlinien in die entgegengesetzte Richtung zur natürlichen Steigung des Berges verlaufen. In der oberen Abbildung finden Sie Beispiele für dieses Landschaftselement.
- Bergsattel
- Einen Bergsattel erkennt man daran, dass er auf zwei Seiten nach unten abfällt und auf zwei Seiten nach oben ansteigt.
- Gipfel
- Der Gipfel ist der höchste Punkt eines Berges. Das kann auch mal eine weitere Fläche sein. Auf der Karte erkennen Sie ihn daran, dass er aus einem Ring aus Höhenlinien, wie im obigen Beispiel, besteht.
5. Den Daumen zu Hilfe nehmen
Es ist ein nützlicher Trick sich Ihren letzten bekannten Standort auf der Karte einzuprägen. So können Sie Ihren Weg nach verfolgen, falls Sie sich unterwegs verlaufen sollten. Das geht ganz einfach, indem Sie Ihren Daumen auf Ihrem aktuellen Standort platzieren, die Karte seitlich am Körper tragen und dann einfach vergessen.
Das nächste Mal, wenn Sie auf die Karte schauen, ist Ihr Daumen immer noch da, wo Sie zuletzt waren. So können Sie darauf schließen, wie Sie gelaufen sind und wo Sie sich gerade befinden.