Die grandiosen Wanderregionen in Irland verwöhnen Reisende. Majestätische Gebirgszüge, gemütliche Pubs und historische Denkmäler finden sich vielerorts in Irland.
Wer seinen ganzen Wanderurlaub in einer bestimmten Gegend verbringt, hat die Chance den besonderen regionalen Charakter einer Region kennenzulernen. Darüber hinaus kann man in Natur, Kultur und Geschichte tiefer eintauchen und diese von innen kennenzulernen.
Auf der Suche nach den passenden Wanderregionen in Irland gilt es nur zwei Dinge zu beachten: halten Sie sich an die Küste und bleiben Sie dem Süd-Osten fern. Der Süd-Osten Irlands ist für sein warmes Klima bekannt (manche nennen County Wexford „Wexico“). Berge gibt es hier jedoch nicht, nur Erdbeerfelder sprießen so weit das Auge reicht.
Erfahren Sie hier, was Sie in den verschiedenen Himmelsrichtungen erwartet. Teil 1 beginnt mit Ost und West.
Der Westen Irlands
1. Connemara
Connemara ist ein Traum für Wander*innen, die abgelegene Landstriche und majestätische Bergketten lieben. Die karge, unbewaldete Landschaft erlaubt einen Blick auf schroffe Felsformationen und steile Berghänge. Moorige Täler erstrecken sich zwischen den bekanntesten Bergketten, den Maamturk Mountains und den 12 Bens. Garniert wird diese wilde Wanderregion durch architektonische Perlen wie Kylemore Abbey, der viel fotografierten Benediktiner Abtei am Fuße der Berge, die sich in den Wassern von Pollacapall Lough spiegelt. Auch St Patricks Kirche in Maumean trotzt seit Jahrhunderten der Witterung und zeugt von den ersten Spuren des Christentums in Irland.
Wanderwege in Connemara
Ambitionierte Wander*innen wagen sich auf unbefestigten Pfaden mit GPS und Karte auf die Gipfel Connemaras. Sogar Familien können im Nationalpark den Diamond Hill Trail erklimmen. Und wer auf Fernwanderwegen diese einzigartige Landschaft durchschreiten will, kann auf dem Western Way von dem Fischerdorf Oughterard, vorbei am einzigen Fjord in Irland bis nach Mayo, zum Heiligen Berg Croagh Patrick laufen.
Erreichbar ist Connemara von Galway aus, einer der größten Städte an der West-Küste und berühmt für Festivals rund um Kunst und Kultur. Connemara selbst ist eine der bekanntesten Gaeltacht Gebiete. Hier ist Irisch die vorherrschende Sprache. Achtung: auf Straßenschildern finden Sie hier nur irische Ortsnamen.
Foto: die 12 Bens in Connemara. Mehr Infos zu den verschiedenen Bergketten und Wanderungen in Connemara finden Sie hier.
2. The Burren – einzigartige Geschichte
Die Kalksteinlandschaft von The Burren ist eine geologische und archäologische Sensation und eine Ausnahme unter den Wanderregionen in Irland. Der gälische Name von The Burren bedeutet so viel wie „der fruchtbare Felsen“, was auf das einzigartige Ökosystem in dieser Gegend hinweist. Auf den scheinbar kargen Kalkterrassen wachsen eine Vielfalt von Blumen. Darunter mediterrane Gewächse, Orchideen und sogar arktische Pflanzen haben sich an das herrschende Mikro-Klima angepasst.
Auch die menschliche Besiedlungsgeschichte von über 6,000 Jahren hat erstaunliche Spuren hinterlassen. In der Höhle von Alice und Gwendoline fand man die ältesten menschlichen Spuren in Irland: gekratzte Ornamente auf der Kniescheibe eines Bären. Stein-Monumente wie das Grab Poulnabrone Dolmen geben Wissenschaftler*innen bis heute Rätsel auf. Sie zeugen von einer Zeit, als die irische West-Küste als Ende der Welt galt und eine ganz eigene spirituelle Anziehungskraft hatte.
Wandern auf dem Burren Way
Auf dem Burren Way kommen Sie dieser unvergleichlichen Landschaft ganz nahe. Der 98 Kilometer lange Fernwanderweg führt Sie außerdem zu den weltberühmten Cliffs of Moher, den Klippen, die über Kilometer hin steil ins Meer abstürzen. Für Tagesausflügler lohnt sich eine Wanderung um Mullaghmore, im Burren Nationalpark. Verschieden markierte Routen bringen Sie ins Herz dieser mystischen Landschaft aus silbernem Stein.
Traditionelle Musik
The Burren befindet sich im County Clare. County Clare ist nicht nur eine wunderschöne Wandergegend, die Grafschaft ist auch bekannt für die außerordentliche Musikalität seiner Bewohner*innen. Und das will in Irland schon was heißen. Im Sommer finden in vielen Dörfern mehrtägige Musik-Festivals, so genannte fleadhs statt. Die traditionelle, irische Musik wird oft in mehreren Pubs gleichzeitig gespielt und der Eintritt ist frei. Orte wie Doolin, Tulla, Ennis und Feakle sind alle bekannt für ausgezeichnete fleadhs. Nach einer langen Wanderung in der Stille der Natur hören sich die tunes gleich noch mal so gut an.
Der Osten
3. Die Wicklow Mountains und Glendalough
Schon von Dublin aus kann man in in den Lücken zwischen hohen Gebäuden die Wicklow Mountains sehen. Die tiefen Wälder und hohen Bergzüge galten zur britischen Kolonialherrschaft als relativ unzugänglich. Trotz der Nähe zur Metropole sammelten sich hier Gruppen von Rebellen. Auch die ersten Christen schätzten die Abgeschiedenheit der Wicklow Mountains, wenn auch aus ganz anderen Gründen. Im Glendalough Tal können Sie noch heute die Klosterruinen von St Kevin aus dem 6. Jahrhundert besuchen. Der Rundturm ist ein typisches Bauwerk aus der Zeit von vor ungefähr tausend Jahren, zur Blüte der Klostersiedlung.
Wandern in Wicklow
Viele Städter*innen nutzen heute die Wicklow Mountains als Naherholungsgebiet und die Berge sind nicht umsonst eine der beliebtesten Wanderregionen in Irland. Die Ruhe und Kraft, die von dem Gebirge, das älter als der Himalaya ist, sind eine Wohltat für alle, die dem Stress des Alltags entkommen möchten. Der Wicklow Way war der erste Fernwanderweg Irlands und führt von Clonegal bis nach Dublin, direkt an Glendalough vorbei. Weitere Highlights auf dem 130 Kilometer langen Wanderweg beinhalten Einblicke in herrschaftliche Häuser und prächtige Grünanlagen, wie in Powerscourt Estate, und den höchsten Wasserfall ganz Irlands.
Nicht umsonst wird Wicklow der „Garten Irlands“ genannt.
Eine klassische Tageswanderung in den Wicklow Mountains ist die Besteigung des Sugarloafs (Zuckerhut). Der spitz aufragende Berg ist ein Wahrzeichen der Wicklow Mountains und diente Pilger*innen und Reisenden als Anhaltsplunkt auf dem Weg nach Glendalough. Zwei verschieden markierte Pfade bringen Sie entweder bis hoch zur Spitze, dem Great Sugarloaf (4km), oder in nur ca einer Stunde zu einem Hochplateau (2,5km).
Besonders schön ist es in den Wicklow Mountains zwischen Juni und September, wenn das blühende Heidekraut die Berghänge in ein pinkes Farbenmeer verwandelt.
4. Die Mourne Mountains
Die Mourne Mountains befinden sich im Nord-Osten der irischen Insel, allerdings sind sie Teil von Großbritannien. Zwischen Dublin und Belfast gelegen ist auch diese Wanderregion ein beliebtes Reiseziel für heimische und internationale Besucher*innen. Aufgrund der steigenden Besucherzahlen ist die Infrastruktur in Form von Wanderwegen und Parkplätzen ausgezeichnet.
Die Mourne Mountains haben in der Popkultur mehrfach Erwähnung gefunden. Musiker von John Lennon bis hin zu Thin Lizzy haben sie in in ihren Texten erwähnt. In jüngster Vergangenheit dienten sie als Drehort für die weltberühmte Serie Game of Thrones. Der höchste Berg des Granitgebirges ist Slieve Donard mit 850 Metern.
Wandern in den Mournes
Die Mourne Mountains sind durch ihren eigenen Fernwanderweg, den Mourne Way, verbunden. Dieser ist zwar verhältnismäßig kurz (nur 42 Kilometer), verläuft aber dafür nur jenseits von Autostraßen. Er ist Teil des insgesamt mehr als tausend Kilometer langen Ulster Way, einem Wanderweg, der Nord-Irland umrundet.
Wer auf seinen Wanderungen gerne in die Geschichte eines Landstriches eintaucht, der kann auf der Mourne Wall Challenge der historischen Bruchsteinmauer folgen, die hunderte von Arbeitern zwischen 1904 und 1922 errichteten. Die Mauer ist eines der charakteristischen Merkmale der Mourne Mountains und wurde errichtet, nachdem die Beauftragten für die Wasserversorgung in Belfast Land in den Mournes erwarben. So stellten sie die Wasserversorgung der Großstadt sicher.
Mit über 35 Kilometern ist die Mourne Wall Wanderung eine sportliche Herausforderung und führt Sie zu 7 der 10 höchsten Gipfeln in Nord-Irland.