Irland ist ein Land reich an Geschichte. Die Große Hungersnot von 1845 gilt als die größte Tragödie dieser Geschichte. Bis heute prägen ihre Spuren in Form von Hungerstraßen und und Hungermauern das Landschaftsbild. Besonders stark verbreitet sind sie im Westen und Südwesten von Irland, wo sich die Gebilde scheinbar sinnlos entlang der sanften Hügel von Connemara, The Burren und Dingle erstrecken.
Die Naturkatastrophe führte dazu, dass die irische Bevölkerungszahl stark fiel. Lag die Gesamtbevölkerung Irlands einst bei acht Millionen Einwohnern, so wurde sie durch die Hungersnot auf sechs Millionen reduziert. Eine Millionen Menschen starben und eine weitere Millionen sah sich gezwungen aufgrund des drohenden Hungertods das Land zu verlassen. Heute im Jahr 2016 hat sich die Bevölkerungszahl noch immer nicht von der Katastrophe erholt und liegt weiter unter der Gesamtbevölkerung vor der Großen Hungersnot.
Was war die Große Hungersnot?
Viele Faktoren führten dazu, dass die Große Hungersnot solch erschreckende Ausmaße annahm.
- Zu starke Abhängigkeit der irischen Bevölkerung von der Kartoffelpflanze
- Eine Pflanzenkrankheit namens Kartoffelfäule, die unabsichtlich auf Schiffen aus Amerika eingeschleppt wurde.
- Der Widerwille und die Trägheit der herrschenden britischen Regierung einzugreifen. Sie installierte ein sogenanntes „Laissez-faire“ System, was bedeutete, dass nicht in Vorfälle eingegriffen wurde, wenn sie die allgemeine Bevölkerung betrafen.
- Andere Lebensmittel wurden weiterhin von Irland nach England exportiert.
Zu starke Abhängigkeit von Kartoffeln
Das irische Klima und die Bodenbeschaffenheit sind ideal zum Anpflanzen von Kartoffeln. Die nahrhaften und energiegeladenen Knollen können relativ einfach und kostengünstig in großen Zahlen auf kleinen Flächen angebaut werden. Aus diesem Grund waren arme Menschen in Irland so sehr auf Kartoffeln angewiesen. Es wird geschätzt, dass die Hälfte aller Iren sich ausschließlich von Kartoffeln ernährte, während die Mehrheit der restlichen Bevölkerung ebenfalls große Mengen Kartoffeln verzehrte.
Kartoffelfäule
Hungersnöte und Mangelernährung waren in Irland im 19. Jahrhundert aufgrund der großen Armut und der hohen Bevölkerungszahl, relativ weit verbreitet. Die Anzahl an Todesopfern war jedoch normalerweise gering, da die Lebensmittelknappheit generell nur bis zur nächsten Ernte dauerte. Was die Große Hungersnot unterschied, war die Tatsache, dass die Pflanzenkrankheit Kartoffelfäule die Kartoffeln sechs Jahre in Folge befiel.
Die luftübertragene Krankheit wurde scheinbar in den Frachträumen von Schiffen aus Nordamerika eingeschleppt. Die befallenen Kartoffelpflanzen schrumpften, wurden breiig und ungenießbar. Obwohl auch andere europäische Länder unter der Kartoffelfäule litten, war Irland am schlimmsten betroffen.
Das feuchtkalte, windige Klima Irlands erlaubte es der Krankheit sich ungebremst auszubreiten. Die Kleinbauern bemerkten zuerst schwarze Flecken auf den Blättern der Kartoffel, die sich dann auf die ganze Pflanze übertrugen. Hektarweise Kartoffelfelder wurden auf einen Schlag vernichtet, während die irische Bevölkerung hilflos zusah.
Die Rolle der britischen Regierung
Die herrschende britische Regierung verfolgte eine Laissez-faire Strategie: sie nahm an, Probleme würden sich von alleine lösen. Sie vertraute auf die „natürlich Entwicklung“ der Dinge, weswegen die Regierung nicht in die Wirtschaft eingriff. Zunächst wurden geringe Mengen an Lebensmitteln importiert und schlecht geführte Suppenküchen aufgebaut, doch diese Hilfsmaßnahmen wurden nicht aufrecht erhalten.
Es wurde erwartet, dass die Iren sich selbst mit Nahrung versorgen sollten. Große Familien, miserable Ernten und kein Geld zum Erwerb anderer Lebensmittel sorgten dafür, dass dies auf eine Katastrophe hinauslief. Andere Lebensmittel wurden weiterhin von Irland nach England exportiert. Vom Hunger geplagte Landarbeiter machten diverse Versuche die mit Nahrungsmitteln beladenen Schiffe zu kapern. Die britische Regierung antwortete damit, die Marine zu senden um die Schiffe zu bewachen.
Widerwille und preisliche Konkurrenz auf Seiten anderer europäischer Länder, die ebenfalls mit den harschen Bedingungen rangen, führten dazu, dass die Regierung kaum Nahrung importierte.
Hungerstraßen
Als die Schreie nach Arbeit und Geld lauter wurden, schickten die Grundbesitzer die Kleinbauern an die Arbeit. Das bedeutete Straßen ins nirgendwo zu bauen und so für Beschäftigung und Ablenkung vom Hunger zu sorgen. Zahlreiche Menschen fielen durch den Mangel an Nahrung beim Bau dieser Straßen und Mauern tot um. Noch immer kann man die Kennzeichen dieser düsteren Episode der irischen Geschichte im ganzen Land sehen.