Wandern wird immer beliebter. Laut einer Studie des Deutschen Wanderverbands gehen rund 30 Prozent der Deutschen ein Mal im Monat wandern, die Hälfte von ihnen sogar mehrmals. Wer ein Mal anfängt, mag es schwer finden seine Wochenenden mit anderen Aktivitäten als Wandern zu verbringen. Klassischerweise unterscheidet man dabei oft „Hiking“ (Wandern) von „Trekking“(Fernwandern über mehrere Tage und lange Distanzen).
Was muss man beachten, wenn man als begeisterter Wanderer den nächsten Schritt zum Fernwandern wagen will?
Für viele WanderfreundInnen mag der Übergang von Tagestouren zur ersten Fernwanderung ein bisschen einschüchternd und planungsintensiv wirken. Während man bei Tagesausflügen im Komfort der eigenen Behausung aufwacht und auch dorthin zurückkehrt, muss bei einer längeren Tour die Übernachtung organisiert sein.
Die Füße und der ganze Rest des Körpers werden dauerhaft gefordert und stundenlang ist man dem Wetter ausgeliefert. Das führt zu höheren Ansprüchen was Planung und Ausrüstung angeht. Doch es warten auch besonders zauberhafte Momente, wenn man lange am Stück unterwegs ist und sich ganz dem Rhythmus der eigenen Schritte anpasst.
Hillwalk Wander-Tipps für die erste Mehrtageswanderung
Ich habe mich in der Schaltzentrale von Hillwalk Tours nach Tipps für diejenigen umgehört, die ihre erste lange Wanderung wagen wolllen:
Alex sagt
„Packen Sie jede Menge Blasenpflaster ein! Angeblich verkaufen manche Outdoor-Läden jetzt „1000-Meilen Socken“ mit Geld-zurück-Garantie, falls man innerhalb der ersten 1000 Meilen, die man in ihnen läuft, eine Blase bekommt. Ich würde aber sicherheitshalber trotzdem Blasenpflaster dabei haben!“
Anthony sagt
„Es gibt so viele kleine Dinge, die man auf der ersten erfolgreichen Fernwanderung dabei haben sollte, dass ich auf jeden Fall empfehle eine Check-Liste zu machen.
Auf einer meiner ersten Trekking Touren hatte ich so ziemlich alles dabei, was man unter den verschiedensten Umständen brauchen könnte und vergaß dann aber eine wichtige Sache: die Karte. So kam es, dass meine damalige Freundin und ich uns in den Bergen von Donegal ordentlich verliefen. Zum Glück haben wir dann doch den Weg gefunden.
Mittlerweile sind wir verheiratet und seither benutze ich immer eine Check-Liste. „
Richard sagt
„Mein Empfehlung von einer meiner letzten Wanderungen: bringen Sie immer Sonnencreme mit! Menschen sind nicht aus Stahl!“
Selbst schwacher Sonnenschein (auch in Irland!) ist trügerisch und kann schnell zu starkem Sonnenbrand führen.
James sagt
„Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Wanderer, in dem es um das besonders nasse Wetter ging, das ihn auf seiner Tour durch Irland ereilte. Ich war von seinem Kommentar beeindruckt: „Keine Sorge, wir sind nicht wegen der Sonne nach Irland gekommen!“
Einer der Gründe, warum Wandern in Irland (England und Schottland) so beliebt ist, ist die wunderbar grüne Landschaft. Deshalb ist der Regen, so lange man auf ihn vorbereitet ist, doch eigentlich eine gute Sache.
Mein Tipp für WanderInnen ist in gute Regenkleidung, wie Regenjacke, Hose und leichte Wanderstiefel, zu investieren. Die Ausrüstung muss nicht besonders isolieren, denn hier ist es nicht sehr kalt, aber wasserdicht sollte sie sein! Da mache ich keine Kompromisse! Ein trockener Wanderer, ist ein glücklicher Wanderer!“
Die richtige Ausrüstung
Sie sehen also: die richtige Ausrüstung und vor allem das richtige Schuhwerk sind das A und O für eine angenehme Erfahrung beim Fernwandern.
Dabei müssen Sie sich keine Sorgen machen, dass Sie hier noch vor Ihrer ersten Tour allzu tief in die Tasche greifen müssen. Diese drei wichtigsten Kleidungsstücke schützen Sie auf einer Fernwanderung (und sind auch für den Alltag eine gute Anschaffung).
1. Gute Wanderschuhe/Fußpflege
Ihre Füße gehören beinahe zu Ihrer Ausrüstung und verdienen besondere Aufmerksamkeit. Ob Tageswanderug oder Fernwandern: Wasserdichte, den Knöchel umschließende Wanderschuhe mit ausreichendem Profil ermöglichen Ihnen, stundenlang unterwegs zu sein. Auch Wandersocken, Blasenpflaster und Vaseline gehören ins Gepäck.
*Extra-Tipp: Ziehen Sie auf der Hälfte der Wanderung Ihre Schuhe und Socken kurz aus, lüften Sie Ihre Socken kurz und massieren Sie Ihre Füße. Cremen Sie eventuelle Druckstellen mit Vaseline ein, das vermindert Reibung und beugt Blasen vor.
2. Regenschicht
Wie James in seinem Tipp empfiehlt lohnt sich wetterfeste Kleidung. Diese ist auch im Alltag absolut sinnvoll, wiegt nicht viel im Gepäck und macht Sie ein großes Stück weit von wechselhaftem Wetter unabhängig.
2. Base Layer
Die Kleidung, die direkt auf der Haut aufliegt, bezeichnet man als Base Layer. Sie isoliert Ihre Körperwärme und ist so direkt dafür verantwortlich, wie warm oder kalt Ihnen ist. Baumwolle ist als Material ungeeignet. Ein Sport-Shirt mit Leggings aus Kunstfaser oder Unterkleidung aus Wolle halten Sie warm.
Auch Proviant und ausreichend Wasser sind natürlich essentiell.
Vorbereitung und innere Einstellung
Neben dem Packen und der angemessenen Ausrüstung gilt es natürlich auch vor der ersten Mehrtagestour den Körper zu stärken. Bewegung im Alltag kann dabei schon hilfreich sein.
Wichtig ist außerdem, dass Sie sich Ihre angestrebte Strecke zutrauen. Dabei hilft Sport genau so, wie gute Kenntnis der Strecke. Sich Grundkenntnisse im Karten lesen anzueignen, lohnt sich auf jeden Fall.
Sie werden sich außerdem wundern, wie sehr sich Ihr Fitness-Level während der Wanderung steigert. Dabei ist der psychologische Aspekt und die Eingewöhnung an das ständige Gehen nicht zu unterschätzen.
Wenn Sie am zweiten Tag vielleicht zum ersten Mal mit Muskelkater laufen, kann gerade der dritte Tag herausfordernd sein, weil Sie jetzt dabei sind sich wirklich auf die Erfahrung des langen Gehens einlassen und Bewegung als Ihren Normalzustand anerkennen.
Warum es sich lohnt
Nach der Eingewöhnungs-Phase kommt man beim Fernwandern, meiner Erfahrung nach ganz neu im eigenen Körper an. Der Organismus hat sein Tempo gefunden und die Beine laufen jetzt viel mehr von selbst und haben ihre eigene Intelligenz entdeckt, was beispielsweise unebenen Grund angeht.
So kann auch der Geist tief entspannen und den Alltags-Stress hinter sich lassen. Außerdem hat es einen besonderen Reiz jeden Abend an einem neuen Ort zu schlafen. An einem konkreten Ziel anzukommen wird so zu einer Belohnung für die bewältigte Strecke.
Unterwegs lernen Sie das Gebiet, in dem Sie laufen, intensiv kennen und sind von atemberaubender Natur umgeben. In diesen Momenten will man manchmal gar nicht mehr zurück in die „Zivilisation“ und vergisst alle Anstrengungen.
Sich das Leben einfacher machen
Was alle Fragen der Logistik angeht, so bietet Hillwalk Tours wertvolle Unterstützung. Die Route ist für Sie geplant, ausgeschildert und bietet leichte und moderate Versionen für EinsteigerInnen.
Auch Gepäcktransport erleichtert das Leben auf der ersten längeren Wanderung. Ein fundamentaler Unterschied zwischen Hiking und Trekking besteht im Wandern mit zusätzlichem Gewicht. Nicht umsonst zählt dieses zum militärischen Training – nach vielen Stunden spüren Sie jedes Gramm auf dem Rücken.
Wer ambitioniert ist, mag mit Ausrüstung für eine Woche, Zelt und Schlafsack loswandern, doch nur das Nötigste in einem Tagesrucksack dabei zu haben, ist eine große Erleichterung, gerade für Neulinge im Outdoor Sport.
Jeden Abend in gemütlichen B&Bs zu verbringen, wo Sie einheimische Gastgeber kennen lernen, macht eine Fern-Wanderung zu einem ganz besonderen Erlebnis.
Aber seien Sie gewarnt: Fernwandern hat ein großes Suchtpotenzial. Es ist also gut möglich, dass Sie bereits auf Ihrer ersten Fernwanderung beschließen, wie Sie Ihre ganzen nächsten Urlaube verbringen möchten: in der Natur. Mit nichts als Ihrem Wanderrucksack.