Menschen, die gerne allein wandern, reisen oder nur mit sich selbst Dinge unternehmen, begegnen häufig Missverständnissen und Vorurteilen. Es wird mitunter angenommen, man habe keine Freunde oder sei ein insgesamt eher schratiger Charakter. Dieses „Lonesome Cowboy-Flair“ umweht den Alleinreisenden. Das macht ihn oder sie interessant, aber auch ein bisschen verdächtig. Und ist es nicht gefährlich?
Wer sich alleine auf den Weg macht, wird feststellen, dass viele dieser Vorurteile so nicht stimmen, denn ungesellig muss Solo Wandern nicht sein. Im Gegenteil. Wem ohne einen ständigen Ansprechpartner die Möglichkeit fehlt sich in eine Zweier- oder Gruppenblase zurückzuziehen, der ist anders offen für die anderen Menschen auf dem Weg. Oft treffen sich Gleichgesinnte spontan unterwegs und beschließen zwanglos gewisse Strecken miteinander zu gehen.
Beim Entspannen nach der Wanderung, beispielsweise bei einem wohlverdienten Bierchen im Pub, bleibt man gerade in Ländern wie Irland nicht lange allein, auch wenn man ohne Begleitung gekommen ist.
Auf Gesellschaft verzichten muss man als Allein-Wandernder also nicht. Die Dosierung kann man allerdings flexibel gestalten. Es gibt aber noch viel mehr Gründe..
..warum sich alleine Wandern lohnt
Selbstbestimmung
Ein wichtiges Stichwort bei jeder Unternehmung mit sich selbst lautet Selbstbestimmung. Alleine wandern zu gehen heißt nur dem eigenen Rhythmus zu folgen und konsequent das eigene Tempo wandern zu können. Das gleiche gilt für Pausen; die können Sie wann, wo und wie lange Sie mögen einlegen.
Das lässt Raum für Spontanität und erspart Diskussionen und Kompromisse. Der Verdacht, dass allein wandern auf direktem Wege zu Egozentrismus führen könne, ist jedoch eher unbegründet. Solo Wanderungen bieten einem stattdessen die Möglichkeit pure Wirksamkeit zu erfahren.
Gerade in einer Welt, in der immer mehr Menschen auf Gehirne und Hände reduziert am Computer arbeiten, kann es ein richtiges Abenteuer oder zumindest ein guter Ausgleich sein, nur sich selbst und seinen zwei Beinen zu vertrauen um weite Strecken in der Natur zu bewältigen. Das ermöglicht nicht nur Entschleunigung, es stärkt auch ganz ungemein das eigene Selbstvertrauen.
Stille
Die immer größer werdende Popularität von Achtsamkeit und Meditation belegen, dass das Bedürfnis danach sich selbst nahe zu sein und zur Ruhe zu kommen stetig wächst. In Stille zu wandern erlaubt Ihnen bei sich selbst anzukommen und Ihre Umgebung intensiv zu spüren. Jenseits der Worte können Sie die Natur unvermittelt auf sich einwirken lassen.
So ganz auf sich selbst zurückgeworfen zu sein, mag manche Menschen einschüchtern. Doch man kann sich diesem Erlebnis auch langsam annähern; zum Beispiel erst durch ausgedehnte Spaziergänge allein oder stille Abschnitte auf einer Gruppenwanderung.
9 Tipps für die Vorbereitung
Die andere Seite der Medaille von Selbstbestimmung heißt Eigenverantwortung. Gute Vorbereitung ist deshalb der Schlüssel um Risiken zu minimieren und Unannehmlichkeiten vorzubeugen, damit Sie die Zeit mit sich voll genießen können. Eine gute Faustregel ist: bereiten Sie sich auf den schlimmsten Fall vor und hoffen Sie dann auf das Beste!
#1 – Gute Kenntnisse der Strecke oder Tagesetappe sind unverzichtbar.
#2 – Kontaktperson
Informieren Sie jemanden über Ihre geplante Tour und melden Sie sich am Ende. Kontakt zu Ansprechpartnern vor Ort ermöglicht es, beruhigt morgens die Wanderung zu beginnen. Wenn jemand auf Sie wartet, kann im Notfall auch jemand nach Ihnen suchen.
#3 – Mobiltelefon
Achten Sie unbedingt darauf, dass Sie ein aufgeladenes Mobiltelefon dabei haben. Die entsprechenden Rufnummern für Notfälle und Bergwacht für Irland, England und Schottland finden Sie hier.
#4 – Verletzungen
Lesen Sie zudem folgende Tipps, wie Sie Verletzungen, die beim Wandern auftreten können, vorbeugen und behandeln können.
#5 – Trillerpfeife
Befestigen Sie eine Trillerpfeife an Ihrem Rucksack. Falls Sie sich verletzen und nicht mehr laufen können, können Sie so auf sich aufmerksam machen. Sie kann auch eventuell wilde Tiere verscheuchen.
#6 – Tageslicht einplanen
Schätzen Sie die Tagesstrecke realistisch ein und lassen Sie lieber einen gewissen Puffer für Pausen, Gespräche und Fotografieren, sodass Sie bei Einbruch der Dunkelheit auch wirklich Ihr Ziel erreichen. Nehmen Sie für den Notfall Stirnlampen und Sicherheitswesten mit in Ihren Tagesrucksack.
#7 – Wetterlage
Informieren Sie sich über die Wetterlage und nehmen Sie für alle Fälle eine Regenjacke gegen Nässe und Wind mit.
#8 – Orientierung
Wenn Sie sich verlaufen, bleiben Sie ruhig. Gehen Sie zurück, bis Sie eine Markierung finden. Hören Sie auf Stimmen und Geräusche anderer Wanderer. Üben Sie sich im Karten lesen oder im Bedienen eines GPS-Geräts. Bei Mehrtagestouren sollten Sie immer etwas Bargeld dabei haben, um unter Umständen auf andere Transportmittel zurückzugreifen, um bei Ihrem Ziel anzukommen.
#9 – Proviant
Finden Sie beim Packen die Balance sich nicht durch überschüssiges Gewicht zu belasten (Sie müssen ja alles selbst tragen), aber ausreichend Proviant, Ausrüstung und Flüssigkeit dabei zuhaben. Riegel, Nüsse und Trockenfrüchte sind leicht, geben aber viel Energie.
All dies gilt selbstverständlich genau so für Wanderungen in der Gruppe oder mit einem Partner, doch hat man dann meistens ein zweites Handy, jemanden, der Hilfe holen kann, mehrere Paar Augen um Wegweiser zu bemerken etc., auf die man zurückgreifen kann.
Alleine Wandern und Reisen als Frau
Was die Einschätzung verschiedener Risiken angeht, fragen sich viele Frauen, was sie speziell beachten müssen, wenn sie daran denken alleine zu reisen oder zu wandern. Aus meiner persönlichen Erfahrung eignen sich die meisten Länder problemlos um allein unterwegs zu sein, sogar solche wie Kolumbien, die leider einen eher schlechten Ruf haben.
Wie zuhause auch, ist jede Frau gut damit beraten nach ihrem eigenen Gefühl auf Situationen und Menschen zu reagieren, klare Grenzen zu setzen und zu kommunizieren und Risiken nach Selbsteinschätzung zu wählen, was zum Beispiel Trampen oder Dates angeht. Der große Unterschied ist natürlich, dass man an einem unbekannten Orten mit Terrain, Kultur und der aktuellen Lage weniger vertraut und dadurch unsicherer ist. Anstatt das auszunutzen, habe ich bisher aber die lokale Bevölkerung immer als besonders hilfsbereit empfunden, wenn ich allein auf Reisen war.
Was Wanderungen angeht, so gibt es wenig Gründe, warum die Situation zwischen erfahrenen männlichen oder weiblichen Wanderern verschieden sein sollte. Erfahrung und Vorbereitung sind sicherlich maßgeblichere Faktoren als das biologische Geschlecht.
Neugierig?
Sollte sich also mal niemand finden, der Sie auf eine Wanderung begleitet, so können Sie das durchaus als Chance verstehen, sich auf eine besonders lohnenswerte Herausforderung einzulassen.
Wenn Sie Lust auf diese Erfahrung bekommen haben, vielleicht geben Sie sich einfach Zeit diese Idee in Ihrem Herzen zu bewegen, zu planen und zu genießen.
Sollten Sie Hilfe beim Organisieren einer Mehrtagestour durch Irland, England oder Schottland gebrauchen können, sehen Sie sich doch unsere selbstgeführten Wanderungen an und zögern Sie nicht sich mit uns in Kontakt zu setzen.