Wo gibt es eine Stadt mit 58 Buschstaben, einen roten Drachen und einen der schönsten Küstenwege der Welt? Die Antwort lautet Wales. Unsere 20 Fakten stellen Ihnen Kurioses, Historisches und Erstaunliches aus dem Land der „Rätsel und Zauber“ vor.
Steckbrief Wales
Ein kleines Land seit 1536
Wales ist ein eigenständiges Land und das schon seit dem „Act of Union“ unter König Henry dem Achten im Jahre 1536. Wales gehört zwar zu Großbritannien, ist aber kein Teil von England. Wer sich damit vertut, verletzt zu tiefst den walisischen Nationalstolz.
270km x 97km
Wales ist mit einer Fläche von 20,779 Quadratkilometern nur ungefähr so groß wie Sachsen-Anhalt. Wales hat insgesamt eine langgestreckte Form, denn die Nord-Süd Ausdehnung ist wesentlich größer als die Breite des Landes. Durch die Lage am Meer hat Wales dennoch eine beeindruckende Küstenlinie von 2,704 Kilometern, nimmt man die Inseln mit dazu.
Drache, Lauch und Osterglocken
Drei Symbole repräsentieren Wales: ein roter Drache, eine Osterglocke und ein Lauch. Diese Auswahl mag ein wenig zufällig wirken, könnte aber ihren Ursprung in der Sprache finden. Das walisische Wort für Osterglocke (cenhinen pedr) ist dem für Lauch (cenhinen) erstaunlich ähnlich.
Den roten Drachen findet man in Wales übrigens überall: von der National-Flagge bis zur Brötchen-Tüte und selbst König Artus soll er schon als Wapptenier gedient haben. Sein walisischer Name ist Y Ddraig Goch, schlichtweg der rote Drachen.
Die walisische Sprache
Walisisch ist die älteste Sprache in ganz Großbritannien und wird von einem Fünftel der Menschen in Wales gesprochen. Unter Kindern verdoppelt sich diese Anzahl, was als ein Anzeichen für das Comeback der Sprache aufgefasst wird.
Schilder in Wales sind grundsätzlich auf Englisch und Walisisch und stellen Besucher*innen vor das Rätsel wie genau die konsonant-lastigen walisischen Wörter ausgesprochen werden könnten. Dennoch fehlen im walisischen Alphabet die Buchstaben K, Q, V, X und Z.
Eine Stadt mit 58 Buchstaben
Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch ist eigentlich nur ein kleines Städtchen in Nord-Wales in dem nicht besonders viel los ist. Dennoch pilgern jedes Jahr unzählige Besucher*innen zu diesem Ort mit den 58 Buchstaben: vielleicht um sie selber am Ortsschild zu zählen?
Der Heilige David
Der Heilige David ist der Schutzpatron von Wales, und der St. David’s Day am ersten März ist der walisische Nationalfeiertag. Ihm zu Ehren werden vielerorts Paraden abgehalten, die Waliser*innen tragen traditionelle Kleidung und schmücken sich mit Osterlglocken und Lauch. Einer Legende nach empfahl nämlich der Heilige David den Walisern sich im Kampf gegen die Angelsachsen Lauch an die Helme zu stecken um sich so besser erkennen zu können. Einer alternativen Erklärung zufolge könnte die Narzisse auch den Frühlingsbeginn am St. Davids Tag symbolisieren.
Die Bedeutung des Schutzpatrons spiegelt sich jedenfalls auch geographisch wider. Nach ihm wurden eine Stadt und eine Halbinsel im wunderschönen Pembrokeshire, im Süden von Wales benannt.
Die Geschichte von Wales
Vielfache Besiedlung
Wales blickt auf eine Besiedlungsgeschichte von über 250,000 Jahren zurück und hat verschiedenste Bevölkerungsgruppen beheimatet. Allein in den letzten Jahrtausenden waren darunter römische Besatzer, keltische Stämme, Normannen und Angelsachsen. Sie alle hinterließen Spuren wie archäologische Stätten, Burgen und Grabmale in der walisischen Landschaft. Dazu kommt noch das unsichtbare Erbe der Mythen und Legenden, das so oft untrennbar mit der Geschichte des Landes verwoben ist.
König Artus
König Artus, der legendäre, weise Herrscher ist das prominenteste Beispiel für die Vermischung von Fakt und Fiktion in Wales. Denn hier beginnt der Mythos von Artus, der mit seinen Rittern vorbildlich die Geschicke seines Landes lenkte. Erwähnt wurde Artus zum ersten Mal in der Historia Brittonum, einem Schriftstück aus dem 9. Jahrhundert. Zwar besteht die Möglichkeit, dass Artus wirklich gelebt hat, viele seiner Abenteuer und Großtaten sind jedoch historisch nicht plausibel und werden heute symbolisch verstanden. Allein von drei Seen wird behauptet, in ihren Tiefen würde sich Artus‘ Schwert, Excalibur befinden.
Burgen
Wales rühmt sich gerne damit, das „Land der Burgen“ zu sein. Mit über 600 Festungen insgesamt gibt es in Wales mehr Burgen pro Quadratkilometer als in jedem anderen europäischen Land. Darunter sind Steinforts aus der Bronze-Zeit, die Behausungen walisischer Prinzen und Festungsanlagen der normannischen Invasoren. Viele dieser Burgen sind bis heute gut erhalten, beherbergen Museen oder sogar Übernachtungsmöglichkeiten.
Die Rebecca Aufstände
Ein heute legendär anmutendes Kapitel der walisischen Geschichte waren die so genannten „Rebecca Aufstände.“ Diese trugen sich zwischen 1839 und 1843 zu und waren erbitterte Proteste gegen neu eingeführte Wegzölle. Diese erzürnten die Waliser*innen so sehr, dass die Männer Nachts als Frauen verkleidet die Zollstationen niederbrannten.
Kohle
Kohle spielt eine große Rolle in der wirtschaftlichen Geschichte Wales. Jahrhunderte lang wurde Kohle in der Region gefördert und machte Cardiff zeitweise im 19. Jahrhundert zum größten Umschlagplatz des Rohstoffs. Einige wenige Familien wurden durch „das schwarze Gold“ steinreich. Im Big Pit Museum in Cardiff kann man noch heute die Schächte unter Tage besuchen und sich so in den Alltag und die schwere Arbeit der Bergleute hineinversetzen.
Natur und Wandern in Wales
Ein Küstenweg der Superlative
2012 eröffnete man in Wales einen Fernwanderweg der Superlative: der Wales Coast Path ist der längste, zusammenhängende Wanderweg entlang einer Landesküste. Über 1,300km können hartgesottene Wander*innen auf diesem außergewöhnlichen Weg hinter sich bringen. Natürlich kann man diesen gigantischen Weg jedoch auch in Abschnitten oder Tagesausflügen genießen. Dazu ist der Wales Coast Path in sieben Abschnitte, wie den Pembrokeshire und Snowdonia und Ceredigion Coast Path, eingeteilt.
Ein Fünftel von Wales ist National Park
In Wales gibt es drei National Parks: Snowdonia, Pembrokeshire Coast und Brecon Beacons. Snowdonia gilt als Gegend von märchenhafter Schönheit und beheimatet Snowdon, den mit 1,085m höchsten Berggipfel in ganz Wales. Der Pembrokeshire Coast National Park ist der einzige Nationalpark in Großbritannien, der an der Küste liegt und somit Meersbewohner und deren Lebensräume schützt. Brecon Beacons erstreckt sich über eine Bergkette in Süd-Wales und beinhaltet diverse und bezaubernde Landschaftselemente wie Moore, Höhlen, Seen und Wasserfälle.
Das Besondere ist, dass diese drei Nationalparks eine Gesamtfläche von 4,122 Quadratkilometern haben: ein Fünftel von ganz Wales.
Die Kultur von Wales
Eisteddfod – Der nationale Wettbewerb der Barden
Jedes Jahr findet in Wales der Eisteddfod statt: an diesem hochkarätigen Wettbewerb nehmen über 6,000 Dichter*innen und Musiker*innen teil und Darbietungen werden ausschließlich auf Walisisch dargeboten. Die zahlreichen Besucher*innen genießen über eine Woche lang Vorführungen auf höchstem Niveau und das in jährlich wechselnden Austragungsorten. Dieses musikalische und literarische Festival blickt auf eine Tradition, die bis ins 12. Jahrhundert reicht, zurück. Zum Barden gekürt zu werden ist bis heute eine begehrte Auszeichnung.
Walisische Prominenz
So manche berühmte Persönlichkeit kommt aus Wales. Hätten Sie gewusst, dass Anthony Hopkins, Tom Jones, Roald Dahl und Catherine Zeta Jones alle von diesem Fleckchen Erde stammen?
Sport in Wales
Eine eigene Fußballmannschaft und ein eigenes Rugby Team
Bei der EM 2016 hörten viele Fußball Fans zum ersten Mal von der walisischen Nationalmannschaft. Allerdings ist in Wales Rugby die weitaus beliebtere (und erfolgreichere) Sportart. Hier verpasste das walisische Team nämlich bisher keine Weltmeisterschaft.
Skurrile Wettkämpfe
In Wales gibt es neben weit bekannten Sportarten jedoch auch höchst ungewöhnliche und verrückte Wettkämpfe: in Llanwrtyd Wells findet jedes Jahr die Meisterschaft im Schlammschnorcheln statt. Dabei paddeln Teilnehmer*innen mit Flossen und Schnorchel durch einen 50m langen Moorgraben. Der lonely planet wählte das Spektakel zu einer der besten Veranstaltungen der Welt.
Abgesehen von dem moorigen Vergnügen gibt es immer wieder Wettkämpfe bei denen Menschen gegen Maschinen oder Tiere antreten. In Tywyn schwimmen Teilnehmer*innen mit einer neben ihnen her fahrenden Dampflok um die Wette. Beim „Whole Earth Man VS Horse“ wird der Versuch unternommen schneller als ein Pferd die Berge um Llanwrtyd Wells zu erklimmen. Es dauerte allerdings 25 Jahre bis das zum ersten Mal gelang.
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